Active Recall – Was musst Du können und wissen?

Profilbild von Sandro Birkenhof, Gründer von Examen mit Sandro
Sandro Birkenhof
Aktualisiert am
1.3.2025
3
Min. Lesedauer
Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze:

  • Active Recall bedeutet aktives Erinnern und erfasst Lernmethoden, bei denen die lernende Person selbst mitdenken muss.
  • Zu den Active-Recall-Methoden gehören beispielsweise das Lernen mit Karteikarten oder das Lösen von Übungsklausuren.
  • Das Gegenteil von Active Recall ist das bloß passive Konsumieren von Wissen, beispielsweise das Lesen eines Lehrbuchs. Das Gehirn muss nicht mitdenken, weshalb das Wissen wesentlich schlechter gespeichert wird.

Was ist Active Recall?

Active Recall bedeutet aktives Erinnern. Aktives Erinnern erfasst alle Formen der Wiederholung von gelerntem Wissen, bei denen man selbst (mit-)denken muss. Ein Beispiel hierfür sind Karteikarten. Beim Lernen mit Karteikarten versucht man zuerst selbst die Antwort auf die Frage zu geben, bevor man überprüft, was tatsächlich auf der Karte steht.

Das Gegenteil von Active Recall ist das passive Lernen und Wiederholen. Zum passiven Lernen gehört beispielsweise das erneute Durchlesen eines Lehrbuchs oder bei Jura-Klausuren das bloße Durchlesen der Lösungsskizze einer Klausur. Wer passiv lernt, muss selbst keine Antwort auf Fragen entwickeln, weshalb das Gehirn beim passiven Lernen deutlich weniger aktiv ist. Dadurch wird das Wissen wesentlich schlechter gespeichert. Daher ist der Lerneffekt auch deutlich niedriger.

Welche Lernmethoden beinhalten Active Recall?

Active Recall selbst beschreibt erst einmal nur eine Art und Weise des Lernens, welche allerdings in vielen verschiedenen Lernmethoden enthalten ist. Folgende Lernmethoden beinhalten Active Recall:

  • Karteikarten: Eines der beliebtesten Active-Recall-Lernmittel – insbesondere für Jura- und Medizin-Studierende – sind Karteikarten. Lernen mit Karteikarten ist besonders effektiv, wenn man auch tatsächlich versucht, bei der Abfrage der Karten die Antwort selbst zu entwickeln. Studierende sollten daher vor dem Anschauen der Antwort versuchen, den Inhalt in eigenen Worten wiederzugeben. Betrachtet man die Antwort ohne eigenes Nachdenken, muss sich das Gehirn nicht anstrengen, um selbst eine Antwort zu entwickeln. Die Abfrage geht dann zwar schneller, ist aber nicht nachhaltig.
  • Fälle / Altklausuren: Eine weitere sehr hilfreiche Lernmethode ist das Lösen von Übungsfällen bzw. Altklausuren. Diese Lernmethode hat zwei große Vorteile: Erstens wiederholt man beim Lösen von Übungsfällen / Altklausuren das gelernte Wissen und identifiziert etwaige Wissenslücken. Zweitens übt man, das erworbene Wissen in Klausuren anzuwenden. Insbesondere bei Studienfächern wie Jura hilft das sehr, da das Wissen nicht durch Multiple-Choice-Tests abgefragt wird, sondern Studierende (lange) Klausurtexte schreiben müssen.  
  • Lerngruppe / Erklären: Sehr hilfreich ist auch, ein juristisches Thema jemand anderem zu erklären, zum Beispiel in einer Lerngruppe. Um Dritten das Thema in eigenen Worten erklären zu können, muss man es vollständig durchdrungen haben. Insofern ist das gegenseitige Erklären ein guter Test, ob man zum Beispiel das Problem, über das man sich am Morgen länger Gedanken gemacht hat, wirklich verstanden hat. Außerdem schärft man so das Verständnis, Gelerntes in eigenen Worten wiederzugeben. Deshalb sind Lerngruppen eine sehr gute Möglichkeit, um von der Active-Recall-Methode zu profitieren.  
  • Mindmap / Aktives Rereading / „Aktive Zusammenfassung“: Eine weitere sehr verbreitete Active-Recall-Methode ist das Erstellen einer Mindmap über das Gelernte. Wichtig ist, die Mindmap so lange wie möglich ohne Nachschauen zu erstellen. Denn sobald man in den Unterlagen nachschaut, wird nicht mehr das Erinnerte dargestellt. Es gibt aber auch viele weitere Lernmethoden, um Active Recall in den Lernalltag einzubauen. Zentral ist, sich selbst Gedanken zu machen. Wer deshalb das Rereading, also das mehrfache Durchlesen eines Lehrbuchs mag, der kann sich beispielsweise vor dem zweiten Durchlesen Notizen dazu machen, welches Wissen aus dem Kapitel noch vom letzten Lesen vorhanden ist (sog. Aktives Rereading). Ähnlich funktioniert die aktive Zusammenfassung: Nachdem man ein Kapitel eines Lehrbuchs durchgelesen hat, erstellt man eine Zusammenfassung zu einem Thema, ohne nochmals in das Lehrbuch zu schauen.

Tipps für das Lernen

Neben der Active-Recall-Methode gibt es noch einige Tipps, die Euch dabei helfen, erfolgreich für Klausuren zu lernen:

  • Ausreichend Pausen: Das Erlernen von neuem Wissen ist für das Gehirn sehr anstrengend. Daher solltet Ihr ausreichend Pausen einplanen. Ohne solche Auszeiten verarbeitet das Gehirn die Lerninhalte deutlich schlechter. Das ist doppelt ärgerlich: Erstens merkt man sich das Gelernte nicht und zweitens hätte man die Zeit mit anderen, deutlich schöneren Dingen verbringen können.
  • Verschiedene Lernmethoden: Das Gehirn merkt sich Wissen deutlich besser, wenn regelmäßig neue Reize gesetzt werden. Deshalb ist es sinnvoll, die Lernmethoden regelmäßig zu wechseln. Ein solcher Wechsel hilft auch, um herauszufinden, mit welcher Methode man am besten klarkommt.  
  • Spaced Repetition: Damit sich Informationen im Langzeitgedächtnis “einbrennen”, ist es wichtig, das Gelernte regelmäßig zu wiederholen. Bestenfalls so, dass man den Lerninhalt kurz vor dem Vergessen wiederholt. Genau dieses Ziel verfolgt Spaced Repetition. Das Gelernte wird regelmäßig in größer werdenden Abständen wiederholt, sodass man sich die Information langfristig merkt, ohne sie zu häufig zu wiederholen. Spaced Repetition funktioniert besonders gut in Kombination mit der Active-Recall-Methode, z.B. mit digitalen Karteikarten.
Hinweis: Wie Spaced Repetition genau funktioniert, habe ich in diesem Beitrag zu Spaced Repetition erklärt.  

Häufig gestellte Fragen

Was ist die Active Recall-Methode?

Bei der Active Recall-Methode wird bereits gelerntes Wissen aktiv aus dem Gehirn abgerufen. Dadurch erinnert das Gehirn das Gelernte deutlich besser.

Sind Karteikarten Active Recall?

Karteikarten stellen einen Weg dar, die Active Recall-Methode in den eigenen Lernplan zu integrieren, sofern die Karteikarten auch tatsächlich wiederholt werden.

Was ist der Testing Effect?

Beim Testing Effect wird gelerntes Wissen beim Lernen erneut aktiv abgerufen, beispielsweise durch das Abfragen von Karteikarten. Das Gehirn merkt sich so bereits gelerntes deutlich besser.

Wie funktioniert aktives Erinnern?

Aktives Erinnern funktioniert so, dass bereits Gelerntes aktiv wiedergegeben werden muss.

Was ist der Unterschied zwischen aktivem Erinnern und passivem Lernen?

Bei passivem Lernen wird das Gehirn selbst nicht aktiv (z.B. beim Lesen eines Lehrbuchs), beim aktiven Erinnern hingegen schon. Aufgrund der erhöhten Gehirnaktivität erinnert das Gehirn Wissen deutlich besser, wenn es aktiv wiederholt wird.

Profilbild von Sandro Birkenhof, Gründer von Examen mit Sandro
Sandro Birkenhof
Volljurist und Gründer von Examen mit Sandro
Im April 2020 habe ich mein Referendariat in Hamburg begonnen und meine juristische Ausbildung exakt am 1. Juli 2022 mit der mündlichen Prüfung des Zweiten Staatsexamens beendet. Aktuell promoviere ich zu einem Thema an der Schnittstelle von Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Insolvenzrecht.

Maximale Effizienz für Deine Vorbereitung