Was ist Spaced Repetition?

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Sandro Birkenhof
Aktualisiert am
2.3.2025
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Inhaltsverzeichnis

Das Wichtigste in Kürze:

  • Spaced Repetition bedeutet, das Wissen kurz vor dem Vergessen zu wiederholen, um es zeiteffizient und langfristig zu behalten.
  • Um Spaced Repetition in den Lernplan zu integrieren, sind digitale Karteikartenanbieter, z.B. Anki oder Repetico, sehr hilfreich.
  • Es ist wichtig, die Wiederholungszyklen konsequent einzuhalten, denn andernfalls vergisst man das Gelernte, bevor man es wiederholt.

Was ist Spaced Repetition?

Spaced Repetition steht für verteiltes Wiederholen. Hintergrund des Spaced-Repetition-Ansatzes ist, dass das menschliche Gehirn gelerntes Wissen sehr schnell wieder vergisst. Schon nach 20 Minuten erinnert das Gehirn nur noch 60 % des Gelernten, einen Tag später sind es nur noch ca. 34 %. Damit man das erworbene Wissen langfristig behält, ist es wichtig, die Lerninhalte regelmäßig zu wiederholen. Jede Wiederholung führt dazu, dass das Gehirn die Information länger behält und so das Vergessen gestoppt wird. Zwei Herausforderungen müssen jedoch gemeistert werden:

  • Zu früh: Wenn man das Gelernte zu früh wiederholt, verbringt man zu viel Zeit mit dem Lernen. Denn man wiederholt Inhalte, die eigentlich noch nicht hätten wiederholt werden müssen. Insbesondere bei umfangreichen Studienfächern wie Medizin oder Jura wird es dann deutlich schwieriger, die ohnehin enorme Stoffmenge zu bewältigen.
  • Zu spät: Wenn man das Gelernte zu spät wiederholt, hat man es bereits vergessen. Der Wiederholungszyklus fängt wieder von vorne an und man steht vor demselben Problem, dass die zu bewältigende Stoffmenge nicht weniger wird.

Deshalb verfolgt Spaced Repetition das Ziel, das Gelernte kurz vor dem Vergessen zu wiederholen. Spaced Repetition bietet somit den enormen Vorteil, dass man so viel Zeit wie nötig, aber so wenig Zeit wie möglich mit dem Lernen verbringt.

Wie wird Spaced Repetition in das Lernen eingebaut?

Die beste Methode, um Spaced Repetition in das Lernen zu integrieren, sind digitale Lösungen wie Apps bzw. Plattformanbieter. Bei Spaced Repetition geht es – wie beschrieben – darum, das Gelernte zur richtigen Zeit zu wiederholen. Es ist sehr kompliziert, ein solches System analog aufzusetzen. Du kennst aus Deiner Schulzeit vielleicht noch den Karteikartenkasten, im Fachjargon Leitner-Kasten genannt.

Der Leitner-Kasten besteht aus einer Karteikartenbox mit fünf Kästen. Am Anfang sind alle Karteikarten im ersten Kasten. Wenn man eine Karteikarte beantworten konnte, wandert sie in den nächsten Kasten, also aus Kasten eins in Kasten zwei. Wenn man eine Karteikarte nicht beantworten kann, wandert sie in den vorherigen Kasten, zum Beispiel aus Kasten 3 in Kasten 2. Die Unterteilung in verschiedene Kästen erfolgt insbesondere auch deshalb, weil die Karteikarten in unterschiedlichen Abständen wiederholt werden (z.B. Kasten 1: Täglich, Kasten 2: Alle zwei Tage, Kasten 3: Alle 5 Tage, Kasten 4: Alle zwei Wochen; Kasten 5: Alle zwei Monate).

Ein solches analoges Kastensystem hat drei wesentliche Nachteile: Erstens sind die Karteikarten „ortsgebunden“, man kann also nur Lernen, wenn man Zugriff auf die Karteikarten hat. Das bedeutet, dass man die Karteikarten ständig mit sich herumtragen muss und Gefahr läuft, einzelne Karten zu verlieren. Zweitens ist es sehr aufwendig, die Karteikarten in verschiedene Unterthemen einzuordnen. Möchte man beispielsweise nur ein Teilgebiet eines Themas wiederholen, muss man entweder den gesamten Satz durchsuchen oder man muss für jedes Unterthema ein neues Kastensystem anlegen, was schnell unübersichtlich wird. Drittens muss man sich ein System überlegen, wie man die jeweilige Karte in den richtigen Zeitabständen wiederholt, was analog nahezu unmöglich ist.

Abhilfe für diese Probleme schaffen digitale Lösungen. Hierzu gehören beispielsweise die digitalen Karteikartenprogramme von Anki oder Repetico:

  • Präzision: Die Algorithmen wissen genau, wann man eine Information vergessen würde. Daran ausgerichtet werden die Karteikarten zeitlich passend wiederholt, sodass die Vorteile von Spaced Repetition bestmöglich genutzt werden.  
  • Flexibilität: Anki und Repetico sind sowohl als Desktop-Version als auch als App verfügbar, können also zuhause, in der Bibliothek und unterwegs genutzt werden.
  • Ordnung: Karteikarten können in verschiedenen Kartensätzen (z.B. “BGB AT”) erstellt und beispielsweise auch mit Kategorien versehen werden (z.B. “Anfechtung (§§ 119 ff. BGB)”. So behält man den Überblick und kann zielgerichtet wiederholen.
  • Nachhaltigkeit: Digitale Karteikarten kombinieren Spaced Repetition mit dem aktiven Abrufen von Wissen (sog. Active Recall). Das erworbene Wissen gelangt so nach und nach ins Langzeitgedächtnis, was in lernintensiven Studiengängen wie Jura besonders hilfreich ist. Zudem kann man z.B. bei Repetico ein Lernzieldatum festlegen, also das Datum, bis zu dem man alle Karteikarten im Langzeitgedächtnis haben möchte.

Tipps für das Lernen mit Spaced Repetition

Auch das Lernen mit Spaced Repetition führt nicht dazu, dass das Wissen auf magische Art und Weise in den Kopf „springt“. Folgende Tipps helfen Euch, das Lernen mit Spaced Repetition noch erfolgreicher zu auszugestalten:

  • Keine Überforderung: Das Lernen mit Karteikarten verleitet häufig dazu, am Anfang, wenn man noch begeistert ist, sehr viel zu lernen. Wenn man zu viel Neues auf einmal lernt, kann man sich das Wissen nicht merken. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig mit dem Lernen anzufangen und konstant Neues zu lernen.
  • Mehrere Lernmittel: Spaced Repetition funktioniert sehr gut, um Wissen aufzubauen und Prüfungsschemata oder Definitionen zu lernen. Wenn es allerdings darum geht, das Gelernte anzuwenden, beispielsweise eine Jura-Klausur auszuschreiben, hilft das erworbene Wissen nur bedingt. Daher ist es wichtig, verschiedene Lernmittel einzusetzen, um einerseits Wissen aufzubauen und andererseits dieses Wissen auch in der Klausur umsetzen zu können.
  • Disziplin: Spaced-Repetition-Lernprogramme funktionieren nur, wenn man die Vorgaben des Algorithmus einhält. Wenn man die Karteikarten beispielsweise viel zu spät wiederholt, hat man das Gelernte bereits vergessen. Deshalb ist es wichtig, die Karteikarten den Vorgaben entsprechend zu wiederholen.
  • Active Recall: Spaced Repetition ist besonders effektiv, wenn es mit Active Recall verbunden wird. Active Recall bedeutet, das Gelernte selbst wiederzugeben bzw. anzuwenden. Karteikarten sind ein klassisches Beispiel: Bevor man sich die Antwort-Seite anzeigen lässt, versucht man, den Inhalt in eigenen Gedanken wiederzugeben.

Häufig gestellte Fragen

Was ist die Spaced Repetition-Methode?

Mit der Spaced Repetition-Methode wiederholt man gelerntes Wissen kurz bevor man es wieder vergessen würde. Die Wiederholungszyklen hängen dabei davon ab, wie gut man das Gelernte bereist beherrscht.

Was ist ein Beispiel für verteilte Wiederholung?

Ein Beispiel für verteilte Wiederholung ist, dass man eine Karteikarte zuerst täglich, dann einmal in der Woche und später dann einmal im Monat wiederholt.

In welchen Abständen sollte man Karteikarten wiederholen?

Die Abstände für das Wiederholen von Karteikarten sollten davon abhängen, wie gut man die Karteikarte bereits beherrscht.

In welchen Lernintervallen sollte man lernen?

Die Lernintervalle, in denen man lernen sollte, hängen davon ab, wie gut man das Wissen bereits beherrscht. Zu Beginn wiederholt man deshalb bestenfalls täglich, mit der Zeit werden die Lernabstände dann länger.

Wie viele Stunden sollte man am Tag lernen?

Es ist sinnvoll, ca. 6 bis 8 Stunden am Tag zu lernen. Länger sollte man nicht lernen, da das Gehirn sich das Wissen dann nicht merken kann.

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Sandro Birkenhof
Volljurist und Gründer von Examen mit Sandro
Im April 2020 habe ich mein Referendariat in Hamburg begonnen und meine juristische Ausbildung exakt am 1. Juli 2022 mit der mündlichen Prüfung des Zweiten Staatsexamens beendet. Aktuell promoviere ich zu einem Thema an der Schnittstelle von Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Insolvenzrecht.

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