Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze:
- Für ein erfolgreiches Examen ist ein strukturiertes Vorgehen unerlässlich. Ohne Lernplan ist die Stoffmenge kaum zu bewältigen.
- Repetitorien sind für die Examensvorbereitung hilfreich, da Studenten von den Erfahrungen profitieren. Viele Unirepetitorien sind für die Examensvorbereitung gut geeignet.
- Es ist sehr wichtig auf die Erholung zu achten. Ohne Pausen ist man nicht aufnahmefähig, sodass man nicht lernen kann.
Grundlagen der Examensvorbereitung
In der Vorbereitung auf das Staatsexamen ist es besonders wichtig, einige grundlegende Dinge zu beachten. Wenn Du diese Aspekte berücksichtigst, sparst Du Dir viel Stress und Zeit.
- Lerntyp herausfinden: Jeder Mensch lernt anders. Es gibt Menschen, die sehr gut auditiv lernen, während andere Menschen deutlich besser visuell lernen können. Da man sich sehr viel Wissen merken muss, sollte man sich spätestens zu Beginn der Examensvorbereitung damit beschäftigen, welcher Lerntyp man ist.
- Lernrhythmus finden: Während manche Menschen morgens besonders produktiv sind, können andere abends besonders produktiv lernen. Um das Gelernte bestmöglich zu behalten, sollte man so lernen, wie es dem eigenen Rhythmus entspricht. Besonders wichtig ist es, darauf zu achten, ausreichend Pausen zu machen. Denn es ist nicht nachhaltig, Neues zu lernen, wenn man nicht aufnahmefähig ist.
- Fallanwendung: Auch wenn die Theorie für das Examen sehr wichtig ist, solltet Ihr immer im Blick haben, dass das Wissen im Staatsexamen anhand von Klausurfällen abgeprüft wird. Daher ist es essentiell, für das Lösen von Fällen ausreichend Zeit einzuplanen. Die praktische Anwendung des abstrakten Wissens hat zudem den Vorteil, dass Ihr vorhandenes Wissen aktiv abruft. Die aktive Auseinandersetzung mit Lerninhalten fördert das nachhaltige Behalten des Stoffes.
- Wiederholung: Die Examensvorbereitung dauert üblicherweise 12 bis 18 Monate. Um das bereits Gelernte nicht zu vergessen, ist es essentiell, regelmäßig zu wiederholen. Besonders effizient ist Spaced Repetition, also eine Wiederholung in immer größeren Zeitabständen. Aufgrund der enormen Stoffmenge ist es sinnvoll, eine digitale Lernplattform zu nutzen. Per Algorithmus stehen die Karten immer rechtzeitig vor dem Vergessen zur Wiederholung an. Zum Beispiel Repetico bietet diese Möglichkeit.
- Basics: In der Examensvorbereitung ist es sehr wichtig, sich auf die Grundlagen zu fokussieren und diese sicher zu beherrschen. Eine Examensklausur scheitert nicht daran, dass man eine Theorie zu einem Streitstand nicht beherrscht, sondern an grundlegenden Fehlern, etwa dass man in einer Klausur mehrere Anspruchsgrundlagen übersieht und nicht korrekt prüfen kann.
Einen Lernplan für die Examensvorbereitung findet Ihr hier.
Ist ein Repetitorium für die Examensvorbereitung sinnvoll?
Um Studierende bei der Vorbereitung auf das Staatsexamen zu unterstützen, gibt es kommerzielle und unieigene Repetitorien. Die meisten Repetitorien bieten ein Gesamtpaket aus Vorlesungen, Fallbesprechungskurs, Klausurenkurs und Lehrbuch bzw. Skript an.
Folgende Vorteile sprechen dafür, sich auf das Staatsexamen mit einem Repetitorium vorzubereiten:
- Erfahrung: Repetitoren haben jahrelange Erfahrung mit dem Staatsexamen. Entsprechend können Repetitoren wertvolle Lern- und Klausurtipps geben und Studierende entsprechend deutlich besser auf das Staatsexamen vorbereiten. Lehrbücher und Skripte bieten einen solchen Erfahrungsschatz nicht.
- Vorstrukturiert: Studierende buchen mit dem Repetitorium typischerweise ein Komplettpaket für die Examensvorbereitung. Ein Komplettpaket bietet den Vorteil, dass man sich nicht selbst überlegen muss, in welchem Umfang man welches Rechtsgebiet lernen möchte. Stattdessen kann man einfach dem Plan des Repetitors folgen, sodass man sich noch stärker auf das Lernen fokussieren kann.
- Aufeinander abgestimmt: Um das theoretisch erlernte Wissen auch praktisch anwenden zu können, ist es hilfreich, dem Wissensstand angepasste Fälle zu lösen. Repetitorien bieten oftmals ein abgestimmtes Gesamtpaket an. Selbst Übungsfälle zu suchen, die dem eigenen Wissensstand entsprechen, ist aufwändiger.
Es gibt jedoch auch einige Nachteile, die gegen ein Repetitorium für die Examensvorbereitung sprechen:
- Kosten: Private Repetitorien sind teuer. Für Komplettpakete fallen in der Regel Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro an. Eine solche Summe ist für viele Studenten eine hohe finanzielle Hürde.
- Standardisiert: Repetitorien sind standardisiert und können daher nicht auf die Bedürfnisse der einzelnen Studierenden eingehen. Dadurch beschäftigen sich Studierende oft zu viel mit Rechtsgebieten, in denen das Wissen noch sehr präsent ist und zu wenig mit Rechtsgebieten, in denen kein Wissen (mehr) vorhanden ist.
- Stark schwankende Qualität: Kern der Repetitorien sind die (Präsenz-)Lehrveranstaltungen. Deren Qualität hängt maßgeblich am jeweiligen Repetitor. Repetitoren konzentrieren sich in aller Regel auf eine Fachsäule, beispielsweise auf das Zivilrecht. Dadurch kann es dazu kommen, dass man mit dem Stil des Repetitors im Öffentlichen Recht gut klarkommt, mit dem des Repetitors im Strafrecht vielleicht aber gar nicht.
Welches Repetitorium ist das Richtige?
Viele Universitäten bieten (mittlerweile) ein eigenes Repetitorium für die Examensvorbereitung an. Daneben gibt es ein breites Angebot an privaten Repetitorien. Welches Repetitorium das Richtige ist, lässt sich nicht pauschal beantworten.
Folgende Tipps helfen Euch, das passende Repetitorium zu finden:
- Erfahrungen im eigenen Umfeld: Repetitorien haben je nach Standort eine stark schwankende Qualität. Um herauszufinden, wie die Qualität der Repetitorien in Eurer Stadt ist, lohnt es sich, im eigenen Umfeld nachzufragen. Insbesondere solltet Ihr Euch auch über das Repetitorium an Eurer Universität informieren, denn teilweise sind die Uni-Reps sehr gut (z.B. in Münster oder an der Bucerius Law School).
- Kosten: Private Repetitorien verlangen sehr hohe Gebühren. Ihr solltet Euch also überlegen, welches Repetitorium Ihr Euch leisten könnt und wollt. Einen Nebenjob aufzunehmen, um sich ein teureres Repetitorium leisten zu können, ist häufig nicht sinnvoll. Stattdessen solltet Ihr – soweit möglich – weniger arbeiten, um mehr Zeit zum Lernen zu haben.
- Probehören: Den besten Eindruck von einem Repetitorium gewinnt Ihr dadurch, dass Ihr es Euch anschaut. Nahezu alle Repetitorien bieten ein sog. Probehören an.
- Unterlagen: Gleiches gilt für die Unterlagen. Bevor Ihr mehrere tausend Euro für ein Repetitorium ausgebt, solltet Ihr euch anschauen, ob Euch die Unterlagen gefallen. Während manche gerne sehr ausführliche Lehrbücher lesen wollen, sind andere an kompakten Karteikarten interessiert. Um Enttäuschungen zu vermeiden, würde ich Euch empfehlen, dass Ihr Euch die Unterlagen vorher anschaut.
Welche Unterlagen sind für die Examensvorbereitung empfehlenswert?
Ich habe für die Examensvorbereitung mit folgenden Unterlagen gelernt:
- Lehrbücher: Diese Lehrbücher sind meiner Meinung nach für die Examensvorbereitung besonders gut geeignet.
- Fälle: Um geeignete Fälle für die Examensvorbereitung zu finden, ist der JuS-Klausurfinder sehr gut geeignet. Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt, fand ich die Fortgeschrittenen-Klausuren für die Vorbereitung sinnvoller als die Examensklausuren. Die Examensklausuren behandeln häufig sehr spezielle Rechtsprobleme und sind meiner Meinung nach nicht repräsentativ für die Klausuren im Examen. Die Klausuren für Fortgeschrittene behandeln demgegenüber Abwandlungen von bekannten Problemen und sind damit sehr ähnlich wie Examensklausuren.
- Wiederholung: Viele Studierende schreiben sich selbst Karteikarten oder Zusammenfassungen. Diese Lernunterlagen “from scratch” zu erstellen, kostet sehr viel Zeit. Wenn Ihr diese Zeit lieber in Fälle und die Vertiefung des Stoffes investieren wollt, kann ich Euch meine digitalen und anpassbaren Karteikarten für das Wiederholen des Stoffes empfehlen.
- Rechtsprechung: Viele Examensklausuren basieren auf aktuellen Gerichtsentscheidungen. Im Examen ist es ein großer Vorteil, wenn man den Fall bereits kennt, da man weiß, an welchen Stellen die Probleme des Falles liegen. Daher fand ich es sehr hilfreich, mit aktueller Rechtsprechung zu lernen. Hierfür kann ich insbesondere die RÜ von Alpmann Schmidt empfehlen. Der Vorteil an der RÜ ist, dass die Urteile klausurorientiert aufbereitet werden. Man kann zunächst versuchen, den Fall selbst zu lösen und im Anschluss das Urteil durchlesen. So wiederholt man zum einen das materielle Recht und zum anderen informiert man sich zu den aktuellen Gerichtsurteilen.
Drei Phasen der Examensvorbereitung
Mir hat es sehr geholfen, die Examensvorbereitung in drei Elemente zu unterteilen:
- Verstehen: Für den Erstzugriff und das grundlegende Verständnis des jeweiligen Rechtsgebiets habe ich ein Skript oder Lehrbuch zur Hand genommen. Welche Lehrbücher ich verwendet habe, findet Ihr hier.
- Merken: Nach der Einarbeitung in das Rechtsgebiet habe ich das Gelernte mit digitalen Karteikarten wiederholt. Eine effiziente Wiederholung des Stoffes ist besonders wichtig, um nachhaltig Wissen aufzubauen.
- Anwenden: Parallel hierzu habe ich Fälle gelöst, um das gelernte Wissen anzuwenden.
Dieser Dreischritt hat mir sehr geholfen, meine Examensvorbereitung zu strukturieren.
Wenn man alle drei Elemente im Auge behält, kann man das erworbene Wissen tatsächlich abrufen und es in Klausuren auch praktisch anwenden. In der Examensvorbereitung passiert es schnell, dass man zu wenig Zeit mit dem Lösen von Fällen und der Wiederholung verbringt. Ohne eine aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff (sog. Active Recall) wird man jedoch nicht nachhaltig Wissen aufbauen. Wie Du für die drei Elemente jeweils lernen kannst, habe ich in diesem Text zu “Jura lernen” zusammengefasst.
Tipps für das Lernen
In der Examensvorbereitung wird von Studierenden verlangt, besonders viel Wissen präsent zu haben. Es ist also nicht möglich, dass man sich wenige Wochen vor den Klausuren das ganze Wissen aneignet, um es wenige Wochen später wieder zu vergessen. Deshalb empfehle ich Euch, Euch zu Beginn der Examensvorbereitung kurz damit auseinander zu setzen, wie man richtig lernt. Um die Grundlagen zu verstehen, reicht es, ein paar YouTube-Videos zu schauen. Meiner Meinung nach ist die Zeit sehr gut investiert. Dieses YouTube-Video ist extrem hilfreich (allerdings in englischer Sprache).
Häufig gestellte Fragen
Die Examensvorbereitung dauert durchschnittlich zwischen 12 und 18 Monaten.
7 Punkte sind in Jura eine leicht überdurchschnittliche Leistung.
Grundsätzlich benötigen Richter in beiden Staatsexamen 9 Punkte, also die Note "vollbefriedigend". Von dieser Anforderung machen allerdings viele Bundesländer, insbesondere im 2. Examen, eine Ausnahme, sodass es ab 7 Punkte möglich ist, Richter zu werden.
Die Bundesländer tauschen die Klausuren für das Staatsexamen untereinander aus (sog. Ringtausch), sodass das Staatsexamen grundsätzlich in allen Bundesländern ähnlich schwierig ist.
Nach dem 2. Staatsexamen sind die meisten Jura-Absolventen zwischen 26 und 28 Jahren alt.
